Rudern – Gleich nächstes Trainingslager / Zuversicht vor Zweier-Ausscheid / Hilft das Ursprungs-Boot?
Glüsingen/Ratzeburg. Er führt momentan ein Leben aus dem Koffer. Doch das nimmt Peter Kluge gerne auf sich. Für seinen Traum. Von Olympia 2016 in Rio. Zunächst einmal aber vom WM-Einsatz Ende August im französischen Aiguebelette.
Nach drei Wochen Trainingslager im österreichischen Kärnten schneite der Ruder-Riese kurz bei sich zuhause rein. Auspacken. Wäsche waschen. Wieder einpacken. Banale Dinge. Bevor es gleich ins zweite WM-Pre-Camp nach Ratzeburg weitergeht.
Bei allem Feuereifer: Kluge genießt das Intermezzo in Dortmund und seiner Heimatstadt Wittingen. „Ich bin froh, dass wir einen Zwischenstop machen. So kann ich auch kurz meine Familie sehen.“ Und durchschnaufen. Bei idealen Bedingungen, auf „spiegelglattem Wasser“ (Kluge), hatte das Team Deutschland-Achter auf dem Völkermarkter Stausee die erste Etappe auf dem Weg nach Aiguebelette genommen. Ab dem morgigen Sonntag stehen zwei weitere Trainingslager-Wochen in Ratzeburg an.
Und dort geht es für Kluge um alles. Nachdem sich der Glüsinger und sein aktueller Partner Alexander Egler nach dem starken Auftritt beim Weltcup in Varese eigentlich schon sicher im Zweier ohne Steuermann bei der WM wähnten, sahen sich die Bundestrainer nach dem Rückschlag bei der Generalprobe in Luzern (nur Platz zwei im C-Finale nach Modus-Ungereimtheiten mit der Regatta-Leitung) genötigt, doch noch einmal den Konkurrenzkampf neu zu eröffnen.
„Wir haben die Boote komplett aufgemacht und werden zu Beginn in Ratzeburg noch eine Ausscheidung fahren“, erklärte Trainer Uwe Bender und schob mit Nachdruck hinterher: „Die Olympia-Qualifikation hat absolute Priorität – und dazu müssen wir mindestens Elfter werden.“ Mehr wissen Kluge und Co. auch nicht. Gibt es ein Auslese-Rennen in Ratzeburg? Oder zwei? Der 25-Jährige geht zunächst davon aus, dass er die Competition mit Egler bestreiten wird. Womöglich kommt auch noch eine alternative Ausmusterung mit seinem Winter-Partner Clemens Ernsting hinzu. Außerdem im Topf: Björn Birkner, Paul Schröter und Jakob Schneider.
Logisch: Ein Platz im Zweier ohne, gleichermaßen olympische Bootsklasse, hat oberste Priorität für Kluge. Er ist zuversichtlich. Immerhin geht es beim Ausscheid über die vollen 2000 Meter. Und da hätte er und Egler ihre Stärken. „Wir können auf den ersten und letzten 500 Metern richtig Dampf machen.“ Zur Not würde er aber auch im Zweier mit Steuermann fahren. Hauptsache dabei sein.
Da oft Kleinigkeiten entscheiden würden, hat das Gespann nach der Rückkehr aus Völkermarkt ihr „ursprüngliches Boot entstaubt“, erzählt Kluge. Dieses war in Dortmund geblieben, reist nun aber mit nach Ratzeburg. „Wir haben auf das andere Boot zurückgesattelt, weil wir der Meinung sind, dass wir damit besser klar kommen.“ Vielleicht der entscheidende Trumpf im Ärmel.
Zu welchem Zeitpunkt des zweiten Trainingslagers es richtig ernst wird, steht noch nicht fest. „Wir wollen es möglichst frühzeitig ausfahren, es müssen aber alle Sportler erholt sein“, so Bender.
Von Ingo Barrenscheen
Quelle: Isenhagener Kreisblatt, 8. August 2015