Vorwort des Chronisten

50 Jahre Rudern im Isenhagener Land: Der Chronist Werner Riedel
Wenn man vor mindestens 50 Jahren in Hankensbüttel und Umgebung oder so wie ich in Wittingen geboren und aufgewachsen ist, dachte man schwerlich an Wassersport und Rudern. Das sportliche und vereinsmäßige Treiben in dieser (legend war Jahrzehnte lang geprägt durch Handball, Fußball, Leichtathletik, Schützenwesen und Feuerwehr, und das war auch gut so.

Wenn man dann als Wittinger Pennäler zum Gymnasium nach Hankensbüttel wechselte, nutzte man die Bahnstrecke der OHE, um zur Schule zu fahren. Irgendwann aber, so zu Beginn der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts, konnte man als Bahnreisender auf halber Strecke zwischen Wittingen und Hankensbüttel seltsame Dinge beobachten: Bäume wurden gefällt, eine Schneise von Nord nach Süd wurde deutlich, schwere Fahrzeuge bewegten Unmengen an Erde, es wurde offensichtlich eine große Rinne gebaggert, eine Brücke wird entstehen. Weitere Informationen aus den Nachrichten machten klar: hier entsteht der Elbe-Seitenkanal.

Täglich konnte man den Baufortschritt beobachten: die o. g. Rinne wurde breiter und tiefer, die Brücke wurde immer deutlicher. Und eines Tages war es dann soweit: Gleise wurden verlegt und die Bahn fuhr fortan nicht mehr ebenerdig, sondern über die besagte Brücke und über die besagte Rinne. Von der Brücke hatte man nun – wenn auch nur für einen kurzen Moment der Überfahrt – eine bessere Sicht auf die Baufortschritte. Das Kanalbett und die Hafenanlage konnten nun klar erkannt werden. Und ab 1972 füllte sich das Kanalbett mehr und mehr mit Wasser.
Als Schüler am Gymnasium Hankensbüttel hörten wir dann, dass die jungen Sportlehrer auch neue Sportideen mit an die Schule brachten. Volleyball wurde eingeführt, und man wurde ermutigt, Rudern im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft bei Herrn Petzold zu betreiben.

Spannende Dinge, die ich damals eher zögerlich und aus der Distanz beobachtete, hatte ich doch zur damaligen Zeit noch keine Möglichkeit, schnell und einfach zum Kanal zu kommen. Erst als ich 1975 den Moped-Führerschein erlangte und mit dem entsprechenden Fahrzeug auch mobiler wurde, nahm ich das ruderische Treiben am Kanal – immer noch als Außenstehender – in Augenschein. Damals schon rudernde Klassenkameraden berichteten von vielen freudigen und interessanten Aktivitäten.

So ist auch die Gründung eines Rudervereins bei mit nur durchs Hörensagen im Sommer angekommen. Im Herbst 1975 reizte mich dann das Thema derart, dass ich schnell das Rudern erlernte, um Ende April 1976 probeweise bei einer Wanderfahrt auf der Aller teilzunehmen.

Weitere Ruderversuche unternahm ich am 20.04.1976 zusammen mit Peter Mix, Volker Bendukat. Martin Garche und Steuermann Michael Dreyer in der Gatow (5 km zum Erlernen der Rudertechnik in Grobform). Rudertermin 2 war mit Heike Hawellek, Stefan Knöfel, Rolf Gades und Steuermann Lutz Nitsch am 26.04.1976 in der Gatow. Laut Fahnenbucheintrag dauerte die Fahrt von 15 Uhr bis 16.05 Uhr.
Interessanterweise ging es gleich danach von 16.15 bis 17.05 Uhr in der Gatow weiter. 8 km wurden gerudert. Heike Hawellek steuerte und Volkmar Bendukat, Martin Garche, Jürgen Düvel (im Wechsel mit Rolf Gades) waren mit mir im Boot.

Am 10. Mai 1976 trat ich dann offiziell dem Verein bei und bin seitdem nicht mehr vom Rudern losgekommen. ja ich möchte sogar behaupten, dass Lutz Petzold mit „seinem“ Ruderverein meinen beruflichen Werdegang und mein weiteres privates Leben deutlich geprägt hat. Auch wenn meine erste Tour im Skiff Felix mit einem Bad im Kanal endete.

Schnell wurde ich ermutigt, aktiv am Vereinsleben im Sinne der Vorstandsarbeit mitzuwirken. So begann meine ehrenamtliche Tätigkeit 1977 als Wanderruderwart und Trainer beim RVGH.

Der Kauf eines sogenannten Verlobungseiners Asa (ein Gig-Einer mit Steuermann, der auch umgebaut werden kann zum Gig-Einer ohne Steuermann) während einer Wanderfahrt im schwedischen Dalsland 1983 verstärkte meine Leidenschaft fürs Rudern, genauer gesagt für das Wanderrudern.

Wenngleich ich auch bei Vereinsregatten oder in Celle bei Regatten startete, stellte ich fest, dass besonders Kinder und Jugendliche zunächst über das Wanderrudern stark zu begeistern waren.
So waren auch die ersten Jahre des Vereins geprägt durch Wanderrudern. Erst nach und nach konnten mehr Rennboote angeschafft werden und hin und wieder waren erste Rennruderer gewillt, für Regatten zu trainieren. Spätere Trainer verstärkten das Regattawesen mit viel Erfahrung und Erfolg.

Beruflich fand ich in Gifhorn Arbeit, so dass ich 1989 aus dem Vorstand ausschied. Ein Austreten aus einem Ruderverein kam, wie bei vielen anderen Ruderern, nicht in Frage. Die aktive Mitarbeit im Verein aber wurde in den kommenden Jahren deutlich reduziert, ohne den Kontakt gänzlich zu verlieren.

So war ich u. a. gern zu Gast mit Ruderkursen des Humboldt-Gymnasiums oder nutzte das Vereinsgelände als Zeltplatz bei Klassenfahrten per Rad aus Gifhorn kommend. Und später konnte mein Achter (als Skull-Rennachter umgebaut) bei einem Abrudern endlich einmal seine Fahrtüchtigkeit unter Beweis stellen, wenn er mit erfahrenen Ruderern besetzt wird.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends konnte ich mit dem Kreissportbund KreisSportBund hin und wieder helfend an der Seite des Vereins wirken, und mit der Teilnahme an Jahreshauptversammlungen blieb die Verbundenheit mit dem Verein erhalten.

Corona hat leider auch bei mir das Sporttreiben stark eingeschränkt, und es sollte bis 2022 dauern, bis ich wieder aktiv auf dem Elbe-Seitenkanal ruderte.

Nach der Jahreshauptversammlung am 22. April 2022 standen Heiko Ernst, Andreas König und ich zusammen und sprachen über 2025 – 50 Jahre Ruderverein. „Da muss man doch was machen.“ Eine Feier, das war schnell klar, und dazu gehört natürlich auch eine Chronik. „Wer kann und soll die schreiben?“ Schnell richteten sich zwei Augenpaare auf mich, und ich hatte keine Chance mehr auszuweichen. So kommt man nach einer langen aktiven und sportlich geprägten Zeit auch dazu. theoretische Arbeit zu leisten.

Gern habe ich ja gesagt, ahnend, dass es eine umfangreiche Aufgabe sein wird. Getrieben aber hat mich auch der Wunsch, die Dinge, die von so vielen Ruderkameradinnen und Ruderkameraden in den letzten 50 Jahren geleistet wurden, zusammenzutragen und somit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Über weite Teile ist die vorliegende Chronik auch eine Zusammenstellung von Fakten, Fahrten und Regattaleistungen, welche je nach Intention ggf. auch intensiver gelesen werden kann. Vielleich aber können manche Datensammlungen auch Anreiz für genauere Auswertungen sein.

Im Herbst 2024 ist diese Chronik nach über 2-jähriger Arbeit beendet worden.

Ich wünsche viel Freude beim Lesen und verweise schon hier auf das Nachwort.

Werner Riedel

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